Geschichtlicher Hintergrund des Feng Shui

Feng Shui zu akzeptieren und zu verstehen fällt mit dem Wissen des geschichtlichen Hintergrunds leichter.

Feng Shui hat viel mit Gefühl und Intuition zu tun sagen Feng Shui Berater. Andere Berater wiederum behaupten Feng Shui ist eine exakte Wissenschaft, die mit Formeln berechnet werden kann. Dieser Zwiespalt wird verständlich, wenn man die Geschichte des Feng Shui mit den beiden unterschiedlichen Lehren kennt und welchen Einflüssen diese Lehren ausgesetzt waren. So wurde im hügeligen Süden Chinas die Formenschule entwickelt, die gänzlich andere Konzepte präsentiert, als die etwas später entwickelte Kompass-Schule aus dem Norden Chinas. Die Formenschule geht dabei sehr intuitiv aber auch logisch vor, die Kompass-Schule jedoch analytisch wenn nicht sogar wissenschaftlich. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir beide Methoden nutzen, auch wenn wir dabei teilweise gänzlich andere Ergebnisse erzielen. Diese Ergebnisse widersprechen sich nicht, wie manche vielleicht glauben mögen, diese Ergebnisse ergänzen sich.

Formenschule des Feng Shui

Die Formenschule des Feng Shui orientiert sich an den Landschaften und dem Fluss des Chi darin. Die Formenschule des Feng Shui hat sich komplett getrennt von der Kompass-Schule entwickelt und wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts zusammengeführt. Die Formenschule kommt ursprünglich aus dem Süden Chinas, der von sehr schönen Hügeln und geschwungenen Flussläufen durchzogen ist. Im Süden Chinas lebte im 9. Jahrhundert der Gelehrte Yang Yün-Sung, der als der Erfinder der Formenschule gilt. Obwohl Yang Yün-Sung in kriegerischen Zeiten lebte war nach deiner Theorie die beste Lage für eine Stadt oder Burg der Südhang eines Berges. Bis dahin galt als beste Lage der Gipfel, weil man dort den besseren Überblick hatte und die Burg einfacher zu verteidigen war. Yang Sün-Sung aber war der Meinung, dass am Südhang eine Stadt oder Burg besser Lichtdurchflutet und besser vor Wind geschützt war, als auf dem Gipfel.

Yang Yün-Sung schrieb mehrere Bücher zu diesem Thema und gab darin den Flüssen und Hügeln Namen, welche auch heute noch im Feng Shui verwendet werden. Yng Yün-Sung nannte seine Theorien selbst „hsing shih“, was soviel wie „Lehre über Gestaltung und Anordnung“ heißt. Bekannter ist die Formenlehre des Feng Shui aber unter dem Namen „Kwangsi“, die Bezeichnung der Landschaft, in der die Formenlehre entstand. Viele Dichter und Liedermacher texteten ihre Werke über die Provinz Kwangsi, die schöne Landschaft des Südens.

Die Feng Shui Kompass-Schule

Die Kompass-Schule des Feng Shui entstand etwas später als die Formenschule und entwickelte sich Anfangs parallel, bis beide miteinander verschmolzen. Etwa 100 Jahre nach Yang Yün-Sung entwickelte ein im Norden lebender „Wang Chih“ ein gänzlich neues Konzept des Feng Shui. Zum Einen konnte er in der kargen flachen Nordlandschaft Chinas nichts mit den bereits vorhandene Feng Shui Konzepten anfangen, zum Anderen waren ihm die bestehenden Lehren nicht wissenschaftlich genug. Wang Chih lebte in der Provinz Fukien, darum hieß seine Methode auch die „Fukien-Schule“. Eine andere Bezeichnung für seine Methode war „fang wei“, was in etwa „Die Schule der Positionen und Richtungen“ heißt. Die Kompass Schule geht dabei den analytischen Weg. Es wird sehr viel auf günstige und ungünstige Richtungen gelegt und dies auch mit Formeln beschrieben und berechnet.

Bei uns in Europa erfreut sich die Kompass-Schule steigender Beliebtheit, da wir Europäer mit Formeln und analytischem Denken mehr anfangen können. Jedoch hatten und haben die Lehren der Kompass-Schule durchaus einen praktischen Hintergrund. Warum eine Haustür nicht nach Norden ausgerichtet sein soll, strengt uns heute vielleicht zum Nachdenken an, zu damaliger Zeit in China stand jedoch nur der Schutz vor den Mongolen dahinter. Vereinfacht dargestellt hat jede Himmelsrichtung in der Kompass-Schule eine Bedeutung, bei der die kosmischen Einflüsse Sonne (Sonnenaufgang, Sonnenuntergang), Mond, usw eine große Rolle spielen.

Taoismus

Der Taoismus ist und bleibt der größte Lehrmeister all jener, die Feng Shui in der Praxis anwenden möchten. Auch wenn die Lehren der Formenschule und der Kompass-Schule im Feng Shui miteinander kombiniert zum Einsatz kommen, so bleibt der größte Lehrmeister des Feng Shui Anwenders immer der Taoismus. Im Taoismus wird die Erde als Lebewesen gesehen, der Mensch ist ein Teil davon. Daher ist die Naturverbundenheit ein wichtiger Bestandteil des Taoismus. Sinn und Ziel des Taoismus ist es ein langes und glückliches Leben in Harmonie zu führen. Dieses Harmonische zusammenleben mit der Natur ist aber auch Grundlage des Feng Shui, denn, so die vorherrschende Meinung, nichts kann wissender sein, als die Natur.

Alleine durch die Beobachtung der Natur kann man lernen, wie diese funktioniert und mit ihr in Harmonie zusammenleben. Dies hilft uns auch beim Anwenden von Feng Shui. Wer sehr lange Zeit dem Fließen eines kleinen Baches zusieht, wird sehr rasch ein Gefühl dafür bekommen, wie das Chi im Wohnraum fließen muss, damit optimal im Sinne des Feng Shui ist. Durch keine Formel oder Worte kann man beschreiben, was einem die Natur hier vorzeigt. Welche Kurven und Schwünge das Wasser macht, wie es über die Steine gleitet, wie die Weiterbewegung erfolgt. Der Taoismus zeigt uns hier vor, wie Sie am Besten von der Natur lernen, mit ihr und nich gegen Sie das Leben angenehmer zu machen.

Konfzius prägte das Feng Shui

Konfuzius hat wie kein anderer Philosoph die letzten 2000 Jahre in China und damit die Lehren des Feng Shui entscheidend geprägt. Der Philosoph Konfuzius lebte von 551 bis 479 v. Chr. und prägte die Chinesen durch seine Interpretiation der Welt wie kein anderer. Damit wurde aber auch unweigerlich die Lehre des Feng Shui mitgeprägt. Konfuzius wünschte sich den Staat als eine hierarchisch geordnete Familie mit ethischen Grundsätzen. Es dürften nach ihm keine willkürlichen Gesetze oder gar das Militär herrschen, sondern gebildete Beamte mit den Tugenden:

  • Güte
  • Rechtlichkeit
  • Sittlichkeit
  • Klugheit
  • Zuverlässigkeit

Jedoch wurden die Lehren des Konfuzius von seinen Anhängern im Laufe der Jahrhunderte immer strenger ausgelegt, was sicher nicht in seinem Sinne war. Am Ende ähnelten die Lehren denen der christlichen Puritaner in Ihrer Strenge. Bei den Anhängern des Konfuzius spielte bereits das Chi eine große Rolle. Sie vermuteten aber hinter dem Chi eine noch größere Kraft Li genannt (könnte man als Urordnung interpretieren).

Laotse, Begründer des Taoismus

Laotse ergänzt Konfuzius und damit die Lehren des Feng Shui. Ein Anhänger des Feng Shui muss auch ein Anhänger des Taoismus (Laotse) sein Laotse und Konfuzius waren keinesfalls Gegenspieler, wie immer wieder behauptet wird, sondern haben sich einfach ergänzt. Was man von deren Anhänger, welche die Lehren teilweise sehr extrem und reduziert sahen nicht behaupten konnte. Laotse gilt als einer der Gründerväter des Taoismus und ist daher wichtig um die Entwickung und die Entstehung der Feng Shui Lehren besser verstehen zu können. Laotse glaubte nicht (wie Konfuzius) das durch eine Ordnung in der Gesellschaft soziale Harmonie erreicht werden kann. Sondern er glaubte vielmehr, dass jeder einzelne mit sich und seiner Umwelt in Harmonie sein muss, damit die gesamte Gesellschaft Harmonie erreicht.

Den Anhängern des Laotse, den Taoisten ging und geht es vor allem darum das „Tao“, also den Weg zur Natur zu verstehen und zu leben. Dabei ist der Grundgedanke das frei fließende Chi, das um den Menschen herumfließen muss. Nur dann wird der Mensch frei und in Harmonie mit der Natur leben können. Während der Anhänger des Konfuzius versucht das Wasser zu bändigen, wird der Anhänger Laotses versuchen dem Lauf des Wassers zu folgen. Ein Anhänger des Feng Shui kann daher auch Anhänger des Konfuzius sein, aber er muss Anhänger Laotse bzw. des Taoismus sein.

Buddha: Lehre aus Indien

uch Buddha beeinflusste die Lehren des Feng Shui. Das Ziel war nun das Nirwana, der Himmel zu dem alle streben. Buddha brachte zwar ganz andere Lehren aus Indien nach China, als Konfuzius und Laotse, aber auch die indischen Lehren des Buddha beeinflussten China und damit die Lehren des Feng Shui. Buddha ging es nicht um Ordnung in der Gesellschaft, auch nicht um die letzte Erkenntnis über die Welt und das Universum, sondern nur um die heiligen 4 Warheiten:

  • Erleben ist vergänglich und mit Leid verbunden
  • Durch Verlangen und Begierde entsteht Leid
  • Leid endet mit Erreichen der Wunschlosigkeit

Die Wunschlosigkeit wird acht Stufen erreicht (Gutes wollen, Gutes reden, Gutes Leben, Schonung fremden Lebens, beständige Aufrichtigkeit, usw.)

Diese „Warheit“ fand in China weite Verbreitung und beeinflusste die Lehre des Feng Shui. Es beeinflusste aber auch die Menschen und Ihren Glauben. Die Menschen glaubten plötzlich an das Nirwana, den Himmel den alle als endgültiges Ziel zu erreichen versuchten. Das stand im Gegensatz zum Konfuzianismus, der nur im wirklichen Leben galt. Der Taoismus ergänzte diese beiden Lehren, da er das Verbindungsglied war, der Weg zwischen Erde hinauf zum Himmel.